Viele Väter fühlen sich nach der Geburt des Babys schnell “aussen vor“. Ihre Partnerin hat nicht nur das Kind neun Monate lang in ihrem Bauch getragen, sie hat es auch geboren und stillt es. Der Vorteil der Natur liegt also klar bei der Mutter. Trotzdem können auch Väter eine innige Bindung und Beziehung zu ihrem Kind aufbauen.
Schon in der Schwangerschaft können Väter ihr Kind im Bauch befühlen und mit ihm sprechen. Nach der Geburt können sie das Kind baden und (z.B. im Tuch) tragen. Ich darf viele werdende Väter zusammen mit ihrer Partnerin in meinen Trageberatungen begrüssen.
Natürlich ist das Baby in der ersten Zeit stark an die es nährende Mutter gebunden und stillen bei ihr auch das Saugbedürfnis. Zwischen den Mahlzeiten kann aber auch ein Vater viel Zeit mit dem Baby verbringen und es kann im Familienbett auch ganz automatisch seine Nähe geniessen. Nackt kuscheln und auf diese Weise bonden kann auch der Papa.
Leider ist es oft so, dass der Vater nur wenige Tage oder Wochen Urlaub beziehen kann und im Berufsalltag leider viel zu wenig Zeit bleibt. Wenn nach Feierabend die Frau nach einem anstrengenden Tag schlimmstenfalls dem Mann ein weinendes Bündel übergibt, kann der Haussegen schnell schief hängen. Leider ist das oft die Realität…
Die Gesellschaft fordert uns immer stärker. Die Männer sollen nicht nur die Familie ernähren, sondern auch im Haushalt tatkräftig mithelfen und engagierte Väter sein, was noch in der vorigen Generation keine Selbstverständlichkeit war.
Ein Gleichgewicht zwischen Beruf, Familie, Partnerschaft und den eigenen Interessen zu finden, ist eine der grossen Herausforderungen für Familien in der heutigen Zeit und besonders im Baby- und Kleinkindalter müssen die eigenen Bedürfnisse und auch die Partnerschaft kurzfristig ziemlich zurückgesteckt werden.
Dies ist aber niemals umsonst, die Kinder werden es einem danken und viel zu schnell vergeht die Zeit und die Kinder werden selbstständiger und unabhängiger und manch einer sehnt sich nach dem süssen Babyalter zurück, in dem die Kinder einen noch so sehr brauchten.
Wenn Mütter und Väter versuchen, sich gegenseitig so gut es geht zu unterstützen, schaffen es beide, eine gute Bindung zu ihren Kindern aufzubauen.
Es lohnt sich trotzdem, wenn Väter schon vor der Geburt mit ihrem Arbeitgeber sprechen und klar machen, dass sie in den ersten Jahren nach der Geburt ihr Pensum ein wenig reduzieren möchten. Ich habe noch keinen Vater gehört, der es bereut hat, einen halben bis zu mehreren Tage in der Woche zuhause zu sein und sich um Haushalt und Kinder zu kümmern.
Im Gegenteil: Sie berichten durchgehend davon, nicht nur ein grösseres Verständnis und Respekt für die “Arbeit” ihrer Frau zu haben (was der Beziehung förderlich ist), sondern auch zu den Kindern ein engeres Band geknüpft zu haben.
Es stärkt auch das Selbstbewusstsein eines Mannes, zu wissen, dass er alleine fähig ist, auf sein Kind zu achten. Auch für die Kinder ist es ein Gewinn. Denn Väter gehen anders mit ihnen um, spielen anders und haben eine andere Einstellung zu vielem.
Da viele Mütter heutzutage mindestens in einem kleinen Teilzeit-Pensum wieder in den Beruf einsteigen, sollte ein solches Arrangement auch finanziell möglich sein. Auch wenn man allenfalls etwas kürzer treten muss. Teilen sich Mann und Frau die Erwerbsarbeit und die Kinderbetreuung komplett, muss wenigstens für die letztere nicht bezahlt werden.
Auch der Arbeitgeber kann davon profitieren. Denn in Teilzeit arbeitende sind oft viel produktiver als Arbeitnehmende, welche den ganzen Tag im Büro verbringen.
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