Obwohl ich meine Mittlere 4,5 Jahre lang stillte, kam ich nie in den „Genuss“ des Tandemstillens. Ende des 1. Trimesters meiner 3. Schwangerschaft stillten wir nämlich ab. Von aussen betrachtet (ich kannte eine Tandem-Stillmama persönlich) fand ich es aber immer sehr schön und wollte gerne die Erfahrungen mit Euch teilen. Mit Anjana Börke von BeziehungsweiseLiebe habe ich deswegen eine kompetente Gastautorin eingeladen, darüber zu schreiben.
„Nachdem ich die erste Zeit des Stillens hinter mir gelassen hatte und meine Vorsätze „aller höchstens ein Jahr“ zu stillen, revidierte war schnell klar: Ich möchte zeitnah ein zweites Kind und ich möchte beide Kinder stillen.
Das ist nun etwas was sich nicht zwingend beeinflussen lässt, denn kein Kind was nicht mehr stillen möchte lässt sich davon überzeugen es doch weiter zu tun.
Und das ist auch nichts, womit man hausieren geht. Hier bei uns sinkt das Verständnis fürs Stillen rapide ab dem 6. Lebensmonat eines Kindes. Von Tandemstillen haben 98% der Menschen hier nicht mal gehört. Zumindest wenn es dabei nicht um Zwillinge geht, sondern Geschwister unterschiedlichen Alters.
Nachdem ich das „Problem“ des aufgrund des Stillens ausbleibenden Zyklus durch nächtliches Abstillen in den Griff bekommen habe, wurde ich auch tatsächlich schwanger. Und mit Verkündung der erfreulichen Nachricht, hagelte es Kommentare, dass der grosse Bruder (zu der Zeit noch keine 2 Jahre alt) nun aber ja abgestillt werden muss.
Da habe ich mich schon manchmal gefragt, was das andere Menschen bitte angeht? Ich mein, ich geh doch auch nicht los und erzähle anderen, dass sie aber doch mit über 55 bitte keinen Sex mehr haben sollen – oder dergleichen.
Tatsächlich blieb meine Milch ab der 15. Woche weg. Nicht ungewöhnlich, das ist einfach der anderen Hormonlage geschuldet, die in der Schwangerschaft so vorherrscht. Für meinen Sohn war das allerdings ein Grund, die Still-Frequenz drastisch zu reduzieren. Einerseits dankbar, weil trocken stillen zwar nicht schmerzhaft, aber auch nicht das tollste Gefühl ist, hatte ich nun anderseits die Sorge, das wir doch nicht mehr zum Tandemstillen kommen.
Ansonsten hat mit das Stillen in der Schwangerschaft keine Probleme bereitet. Darüber habe ich auf meinem Blog berichtet. Lediglich das Andocken war immer kurz unangenehm aufgrund der empfindlichen Brustwarzen.
Die Angst, nicht mehr Tandem stillen zu können, war unbegründet. Mein Sohn blieb eisern dabei und gab in der Nacht der Geburt meinen Wehen durch das Stillen und die damit zusammenhängende Oxytocin-Ausschüttung den nötigen Stups. (Keine Sorge, dass passiert nur wenn der Körper eh bereit für die Geburt ist. Sofern es keine Komplikationen wie vorzeitige Wehen gibt, spricht nichts dagegen, in der Schwangerschaft weiter zu stillen.)
3 Stunden nach der Geburt, wieder daheim, war ich also plötzlich eine Tandem stillende Mama. Denn Stillen tat das Baby quasi seit dem Schlüpfen nonstop und mein älterer Sohn wollte, als er mich wieder sah, genau das auch als erstes.
Der ein oder andere mag sich nun denken: „puh, ob das so toll ist?“. Aber ja, ich fand es wundervoll. Es entstand sofort eine ganz ganz berührende Verbindung zwischen uns dreien.
Das wichtigste aber war für mich, dass mein älteres Kind nicht das Gefühl bekam, durch den kleinen Bruder etwas zu verlieren. Und ich bin der festen Überzeugung, dass auch diese Tatsache eine grosse Rolle spielt, warum es hier keine Eifersucht gibt. Die natürliche Rivalität um die elterlichen Ressourcen ist klar vorhanden – kam aber auch erst etwa mit dem mobil werden des Babys. Eine Eifersucht auf das Baby im klassischen Sinne gibt es aber nicht.
Als dann der Milch-Einschuss kam (ja, der kommt, auch wenn man nie aufgehört hat zu stillen), wurde das Stillen viel. Sehr viel. Mir zu viel.
Eine kurze Zeit schaute ich mir das ganze an, wollte ich doch meinen Älteren nicht vor den Kopf stossen, aber eine Regulation von selbst schien nicht in Sicht.
Ausschlag gab dann letzten Endes ein Milchstau (mein 2. in knapp 30 Monaten Stillzeit). Denn dank des grundsätzlich häufigen Stillens, aber auch immer mal wieder stundenlanger Abwesenheit meines Kleinkindes, hatten meine Brüste so ihre Probleme.
Und auch unsere Nächte (hatte ich doch eigentlich mal nachts bereits abgestillt) waren eher wenig erholsam, da die Kinder abwechselnd wach wurden und stillen wollten.
Und sie lag für mich darin, die Stillzeit für Kind 1 drastisch zu reduzieren. Wir stillten lange noch morgens, mittags und abends. Das war wundervoll, noch immer haben wir diese ganz besondere Bindung und noch immer ist es einfach schön zu sehen, wie sich beide Kinder Mama und die Nähe teilen, statt quasi darum zu buhlen. Trotzdem hatte ich für mich wieder etwas mehr Freiheit, nebst besserer Nächte, erreicht. Und vor allem hat sich die Milchproduktion dann endlich wirklich gut eingestellt.
Wie absurd das Stillen zweier Kinder für viele noch ist, zeigen ungläubige Blicke. Aber auch Fragen wie: „Isst er denn noch gar nicht, oder warum stillst du ihn auch noch?“. (Das zeugt von grunsätzlichem Unverständnis bzgl. Stillens, denn es ist mehr als nur Nahrung; Anm. von Nestwärme).
Aber mich bestätigt die innige Liebe der beiden, ganz ohne Neid, total in meinem Handeln. Hätte ich nun unmittelbar vor der Schwangerschaft oder gar Entbindung abgestillt, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Schuld aus Sicht des grossen Bruders dann beim Baby läge und das die Beziehung enorm belasten würde.
Und ich mein, ich glaub es gibt wenig Wege die entspannter sind, zwei Kinder gleichzeitig in den Schlaf zu begleiten, als einfach beide zu stillen.
Und ich hatte immer mehr Schmerzen beim Stillen, denn durch nächtliches Trinken aus der Flasche wusste mein Sohn nicht mehr, wie er schmerzfrei bei mir andocken und trinken kann. Auch fühlte ich mich immer mehr auf meine Brüste beschränkt. Kuscheln ohne stillen gab es nicht, was ich sehr traurig fand.
Letztlich habe ich meinem Sohn erklärt, dass unsere Stillzeit nun vorbei ist und ich nicht mehr möchte. Ich habe gesagt, dass es mir weh tut und ich mich nicht mehr gut damit fühle, ihn aber gern einfach so kuschele. Besonders gut hat er das nicht gefunden. Aber er hat schnell verstanden, dass sein Bruder das Stillen noch braucht und dieser darum weiter stillen darf.
Die Beziehung der beiden hat das nicht besonders belastet, habe ich den Eindruck. Mir gegenüber hat er aber lange (etwa 4 Wochen) deutlich gemacht, dass er gern doch noch weiter stillen möchte. Dies war aber meist ein Gespräch auf Augenhöhe, manchmal begleitet von Trauer, nie aber ein extremes Wüten.
Wenn auch ihr mit dem Gedanken spielt, Tandem zu stillen, lasst euch nicht von anderen irritieren. Wichtig ist, dass das Baby beim Stillen erste Priorität hat. Das heisst, ihr solltet darauf achten, das Baby immer nach Bedarf und möglichst als erstes zu stillen. Wenn ihr sicher wisst, dass ihr genug Milch habt und z.B. eh immer nur eine Seite stillt, dann könnt ihr auch gleichzeitig beide Kinder stillen. Hauptsache das Baby bekommt genug Muttermilch.
Kolostrum kann nicht weg getrunken werden, da es eine bestimmte Zeit und nicht in einer bestimmten Menge produziert wird. Auch hier also keine Sorge. Die Zusammensetzung der Milch passt sich übrigens dem Neugeborenen an. Das Baby bekommt also definitiv alles, was es braucht.
Bei Krankheit reagiert eure Brust auf die Keime und produziert Antikörper, somit ist das Tandem Stillen auch kein grösserer Risikofaktor für Krankheitsübertragungen. Wenn allerdings Magen-Darm-Viren o.ä. im Umlauf sind, macht es Sinn, die Brust nach dem Stillen zu waschen, damit zumindest die direkte Übertragung über den Speichel minimiert wird.
Sie bloggt auf www.beziehungsweiseliebe.de über das Leben frei von Erziehung im Einklang mit der Umwelt. Mehr über sie findet ihr auch auf Instagram oder Facebook.
Liebe Anjana, vielen Dank für diesen spannenden Erfahrungsbericht zum Tandemstillen! 🙂
Die Fotos wurden bis auf eines von ihr zur Verfügung gestellt.
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