Langzeitstillen – das normalste der Welt

Stillendes Kleinkind

This post is also available in: English (Englisch)

Wann genau wird das Stillen zum “Langzeitstillen” (oder eher Normalzeitstillen)? Nach der rund 6 Monate dauernden Vollstillzeit? Aber es gibt Kinder, die weit länger keinerlei Beikost akzeptieren. Nach einem Jahr? Ist ein Jahr denn schon “lang“? Wohl kaum… Nach den von der WHO empfohlenen zwei Jahren? Auch nicht unbedingt… Und berücksichtigt man das “natürlicheAbstillalter des Menschen, so liegt das irgendwo zwischen 2,5 und 7 Jahren. Vor Erreichen des 2. oder 3. Lebensjahr würde ich das Stillen also ganz einfach als “Normalzeitstillen” bezeichnen. 😉

Lang gestillte Kinder sind selbstständig

Stillendes Kleinkind an der Brust / Langzeitstillen
Bild: fotolia

Es ist völlig legitim, ein Kind so lange zu stillen bis entweder die Mutter oder das Kind – oder im allerbesten Fall beide – nicht mehr wollen. Es macht das Kind auch nicht abhängig, oder die Mutter zur Glucke, ganz im Gegenteil.

Lang gestillte Kinder sind meist sehr selbstständig und lösen sich problemlos von der Mutter. Langzeitstillen hat aber noch mehr Vorteile. Das erkläre ich weiter unten…

Die Stilldauer ist eine persönliche Entscheidung

Die meisten Mütter stillen ihre “älteren” Kinder nicht (mehr) unbedingt in der Öffentlichkeit, was bedeutet, dass kaum wahrgenommen wird, dass es sie gibt. Dennoch habe ich in meinem privaten Umfeld immer mehr Mütter kennen gelernt, die (weit) über die üblichen sechs Monate gestillt haben.

Oft und leider ist vielen Müttern gar nicht bewusst, dass sie länger stillen könnten. Sie verfallen entweder dem Irrglauben, dass die Milch irgendwann weniger wird (Unsinn – die Nachfrage regelt das Angebot) oder denken, dass es gesellschaftlich nicht tragbar ist, ein Kind zu lange zu stillen (das ist jedoch eine ganz private Entscheidung, welche niemanden ausser Mutter und Kind etwas angeht).

Sie denken, dass sie auf den Arbeitsbeginn hin abstillen müssen (mitnichten!) oder verfahren stur, ohne nachzudenken, nach dem steifen Prinzip, pro Monat eine Stillmahlzeit durch Brei bzw. Flasche zu ersetzen. Dabei ginge es auch anders…

Muttermilch mit wertvollen Nähr- und Abwehrstoffen

Langzeitstillen Vorteile Und viele Mütter sehen sich nach einer gewissen Dauer der Stillzeit in ihrer Freiheit zu sehr eingeschränkt. Dabei ist diese Zeitspanne sehr schnell vorüber…

Das Langzeitstillen hat viele Vorteile. Muttermilch enthält auch nach 2 Jahren noch einen ausgezeichneten Nährstoff-Cocktail, inkl. wertvoller Abwehrstoffe. Und so es ist einfach mehr als artgerecht, wenn ein Kind die eigens für seine Bedürfnisse produzierte Milch erhält und nicht die eines anderen Säugetieres…

Wir ein noch gestilltes älteres Baby oder Kleinkind krank, ist Muttermilch oft das einzige, was es an Flüssigkeit und  Nahrungsaufnahme akzeptiert. Dies hat so manches Stillkind, das z.B. an einem Magen-Darm-Virus litt, vor künstlicher Zufuhr und einem Spitalaufenthalt geschützt.

Langzeitstillen hat viele Vorteile und ist ganz natürlich

Übrigens: Woher stammt wohl der Begriff “Milchzähne“? Daher, dass der Mensch während der ersten Jahre eigentlich weitestgehend von Muttermilch ernährt wurde. Erst wenn die Milchzähne durch die stärkeren, 2. Zähne ersetzt wurden, konnte der Mensch auch (rohes) Fleisch beissen. Bei meiner jüngsten Tochter dauerte es übrigens 19 Monate bis der allererste Zahn überhaupt durchbrach.

Mutter stillt Kleinkind. Und warum ist wohl der Mensch das einzige Säugetier, das weit über die “normale Stilldauer” (eben diese 2,5 bis 7 Jahre) hinaus noch regelmässig Milch konsumiert? Weil eben die meisten Menschen der Milch spätestens nach sechs Monaten langsam entwöhnt wurden. Daher, so eine Theorie, stammt unser ungebrochener “Milchdurst“, unser Verlangen nach Milchprodukten.

Und noch so ein Begriff: Tandemstillen. Was ist das denn? Ganz einfach… Wird eine Mutter während der Stillzeit schwanger und stillt weiterhin, bis über die Geburt des Kindes hinaus, stillt also gleichzeitig zwei Kinder, so nennt man das Tandemstillen.

Das ist genau so möglich, wie es möglich ist, Zwillinge oder sogar Drillinge voll zu stillen. Und davon profitieren alle: denn der Schock, entthront zu werden, ist für das schon da gewesene Geschwisterkind weitaus kleiner wenn ihm nicht gleichzeitig noch das Nähe Tanken an der mütterlichen Brust verwehrt wird…

Die Stillbeziehung verändert sich…

Lest gerne mehr zu diesem spannenden Thema, indem Ihr Euch durch die unten stehenden Links klickt. Hier erfährt Ihr u.a., dass eine Stillbeziehung mit einem Kleinkind ganz anders aussehen wird, als diejenige zu einem Baby. Manche Kleinkinder benötigen das Stillen gar nicht mehr täglich und die Menge der Muttermilch sinkt.

Was aber besonders schön ist: wenn in Zeiten, in denen das Kind z.B. krank ist und fast nichts mehr zu sich nehmen will, die Muttermilch das einzige ist, was das Kind akzeptiert, stellt sich die Brust rasch wieder darauf ein – und hat schon manches Kind davor bewahrt, stationär ins Spital zu müssen…

Von Langzeitstillen zu artgerecht Abstillen, geht das?

Nicht jede Langzeit-Stillbeziehung ist eine glückliche. Manchmal passt es plötzlich für die Mutter nicht mehr, sie hat genug. Vielleicht weil sie auch anderweitig gerade sehr belastet ist. Vielleicht, weil sie bereits wieder ein neues Baby stillt.

Möglich auch, dass das Kleinkind häufiger stillt, als es der Mutter lieb ist. Sie fühlt sich eingeschränkt. Das sind durchaus legitime Gefühle. Sobald die Belastung für eine Seite so gross ist, dass die Beziehung ernsthaft leidet, ist es Zeit, etwas zu verändern.

Man muss nicht komplett abstillen, wenn man das nicht will. Manche Mütter fühlen sich vor allem in der Nacht durch das zu häufige Stillen in ihrem Schlaf gestört. Andere möchten das Stillen tagsüber einschränken. Es ist durchaus möglich, das Kleinkind nachts einfühlsam abzustillen, z.B. nach Gordon, oder tagsüber die Stillzeiten so zu reduzieren, dass sich die Mutter wieder wohler fühlt.

Natürlich sollte man diesen Prozess nicht dann durchziehen, wenn man selber Zweifel hat oder wenn das Kind vielleicht gerade sonst viel zu tragen hat (neues Baby, Umzug, Trennung, Eingewöhnung in die Kita…). Ansonsten ist es auf jeden Fall möglich, dem Kind statt des Stillens Kuscheln anzubieten und es zu begleiten, denn es darf traurig sein.

Persönliche Blog-Beiträge zum Thema Langzeitstillen und Abstillen:

Hast Du noch Fragen zum Thema? Dann melde Dich sehr gerne via Kommentar oder per E-Mail. Du kannst zuvor aber auch gerne noch nach passender Literatur, Links und Artikeln suchen. Unter Weiterführendes findest Du einiges.

Dass Langzeitstillen nicht schädlich ist, bestätigt übrigens auch Autor und Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster. Nur für den Fall, dass Euer Arzt etwas anderes sagt (was leider durchaus vorkommt)!

Hat Dir dieser Beitrag zum Langzeitstillen gefallen? Dann merke ihn Dir gerne auf Pinterest. Hier kommt Dein Pin:

Stillendes Kleinkind

Schreibe einen Kommentar

*