Das Baby richtig tragen? Darauf musst Du achten

Baby im Storchenwiege Carrier

Viele Eltern, die zur Trageberatung kommen, haben Angst, etwas falsch zu machen; sie möchten ihr Baby richtig tragen und fragen mich, worauf sie denn achten müssen. Egal ob Tragetuch oder Tragehilfe, es gibt immer ein paar Do’s und Dont‘s zum Tragen, die ich Euch gerne hiermit erkläre.

Übrigens ist beim Tragen sowohl die Ergonomie für den Tragenden als auch für das Baby richtig. Sprich: auch wenn das Baby perfekt in der Tragehilfe sitzt, ist es vielleicht nicht die richtige für Dich weil Du z.B. Schulterschmerzen bekommst. Die Tragehilfe muss auch für den Tragenden optimal (eingestellt) sein, damit er/sie mehrere Stunden problemlos damit tragen kann. Schliesslich soll es bequem sein und Spass machen.

Das Baby richtig tragen – und sicher!

Der wichtigste Punkt aber ist die Sicherheit für das Baby. Keine Angst, wenn ein paar Punkte beachtet werden, die eigentlich „logisch“ sind, ist das Tragen sehr sicher.

Worauf muss ich beim Tragen achten?

  • sicheres Tragen Grafik - Baby richtig tragen Am wichtigsten ist die Sauerstoffzufuhr für das Baby. Die Nase des Babys muss frei sein. Also keinesfalls den Kopf mit einer Decke o.ä. abdecken. Aber keine Panik. Schlafende Babys versenken gerne ihr Köpfchen. Trotzdem bekommen sie in der Regel gut Luft. Wer unsicher ist, dreht das Köpfchen sanft zur Seite.
  • Damit verbunden ist auch die Stützung des Rückens. Der Baby-Rücken soll und darf sich beim Schlafen leicht runden, aber das Baby sollte nicht gänzlich zusammen sacken können. Dies könnte die Atemwege blockieren. Viele Eltern getrauen sich nicht, das Tragetuch eng zu binden, aber genau das ist wichtig, um das Baby gut zu stützen. Es sollte immer eng am Körper des Tragenden sein – bei jeder Bewegung.
  • Das Baby sollte immer in einer aufrechten Position getragen werden, also bitte keine Wiege-Haltung, auch wenn dies in diversen Anleitungen noch so gezeigt wird. Die Wiege-Haltung birgt die Gefahr des Erstickens wenn das Kinn zu sehr auf die Brust sackt.
  • Die Anhock-Spreiz-Haltung ist die natürliche Haltung, die ein gesundes Baby einnimmt, wenn man es hoch hebt. Es zieht die Beinchen an, um sich an die tragende Person klammern zu können. Diese Haltung soll man auch beim Tragen berücksichtigen, denn sie begünstigt eine gesunde Hüft-Entwicklung. Die Beine sind dabei in einem 90-Grad-Winkel gespreizt, die Knie etwas höher als der Po.
  • Egal ob Tragetuch oder Tragehilfe: der Stoff unter dem Po bzw. der Steg der Tragehilfe sollte immer bis zur Kniekehle reichen, während die Unterschenkel und Füsse frei beweglich bleiben. Erst wenn das Kind etwas älter ist, ist es nicht mehr so schlimm, wenn der Steg nicht mehr ganz in die Kniekehlen reicht.
  • Eltern von Neugeborenen machen sich manchmal Sorgen, wenn das Köpfchen nicht gut gestützt ist. Abhilfe kann ein in die Nacken-Kante des Tuchs eingerolltes Spucktuch (Nuscheli) schaffen. Bei Tragehilfen kann man die Kopfstütze einrollen oder asymmetrisch befestigen um etwas Stützung zu bieten.

Was ist eine gute Tragehilfe?

Die oben genannten Punkte sind natürlich nur dann erfüllt, wenn die Tragehilfe gut ist. Das ist leider nicht bei allen Tragehilfen auf dem Markt der Fall und auch wenn einige Hersteller mittlerweile ihre Modelle verbessert haben, gibt es immer noch Dutzende Secondhand-Tragehilfen ohne die wichtigen Neuerungen.

Ein Tragetuch ist übrigens immer ergonomisch, da es perfekt auf Baby und Tragenden eingestellt werden kann. Etwas komplizierter ist natürlich das Anlegen, aber mit etwas Übung klappt auch das schnell. Lese hier, welche Grösse die richtige für Dich ist… Aber wie muss nun eine gute Tragehilfe sein?

  • Tragemama mit Baby im Lenny Up Mitwachsend. Eine gute Tragehilfe lässt sich mindestens im Steg stufenlos verstellen. Bestenfalls sind auch der Nacken und das Rückenteil verstellbar. Hier gilt das Augenmerk dem Wie. Viele Tragehilfen haben ein Zugband, welches das Rückenteil verkürzt. Dadurch ergibt sich aber oft im Nacken und oberen Rückenbereich eine lockere Stoff-Wulst, welche bei Neugeborenen nicht ausreichend stützt. Besser sind da die Tragehilfen, die mit einem zweiten Tunnel für den Hüftgurt ausgestattet sind oder dann doch solche, deren Rückenteil nicht in der Länge mit wächst. Hier muss dann einfach auf die nächste Grösse gewechselt werden. Optimal ist es zudem, wenn die Schulterträger einer Schnallen-Tragehilfe (Full-Buckle) sowohl am Hüftgurt als auch am Rückenteil geschlossen werden können. Damit entsteht bei kleineren Babys nicht zu viel Zug am Rücken und bei älteren Traglingen verteilt sich so das Gewicht für den Tragenden besser. Wichtig bei Neugeborenen ist bei am Rückenteil angemachten Trägern der Verlauf. Der Zug sollte nicht quer über den Rücken verlaufen, sondern bestenfalls nach untern abgeleitet werden, siehe zB. Manduca.
  • Verstellbar. Und damit auch an den Tragenden anpassbar. Kein Zweifel und das erfüllen auch die meisten Tragehilfen: die Schulterträger müssen an den Tragenden angepasst werden können, damit die Tragehilfe von Menschen jeder (Konfektions-)grösse genutzt werden kann. Stufenlos verstellbar in diesem Sinne sind Half-Buckle-Tragehilfen, WrapCons oder Meh Dais. Bei Full-Buckles sollte der Brustgurt problemlos in der Höhe verschoben werden können.
  • Ergonomisch. Das Material und die Art der Tragehilfe sollte den oben genannten runden Rücken des Babys erlauben. Ideal ist ein weicher, quer-elastischer (Tragetuch-)Stoff. Von festerem, dickeren Material rate ich ab.
  • Sicher. Eine gute Tragehilfe erfüllt die aktuellen Sicherheits-Standards, was der Hersteller entsprechend ausweisen muss (siehe Verpackung oder Anleitung). Wichtig beim Kauf einer gebrauchten Tragehilfe: sie sollte nirgends kaputt sein.
  • Variabel. Die Tragehilfe sollte mindestens vor dem Bauch und auf dem Rücken, gerne auch auf der Hüfte genutzt werden können.

Darf ich mein Baby mit dem Gesicht nach vorne tragen?

BaBy SaBye Meh Dai backcarry Viele Eltern kommen zu mir und sagen: mein Baby will mehr sehen. Kann ich es nicht mit dem Gesicht nach vorne in die Tragehilfe setzen oder ins Tuch binden? Davon rate ich ab. Wenn sich ein Kind tatsächlich in der kuscheligen Position vorne nicht mehr wohl fühlt, gehört es auf den Rücken des Tragenden.

Oder allenfalls natürlich auf die Hüfte – für kürzere Strecken. Die allermeisten ergonomischen Tragehilfen auf dem Markt sind nicht für das Tragen nach vorne (auch face forward genannt) gemacht.

Diejenigen Tragehilfen, die es sind, haben meist einen zu schmalen Steg. Aber warum nicht mit dem Gesicht nach vorne tragen? Das Problem ist, dass sich das Kind so nicht abschotten kann. Es ist den vielen Eindrücken schutzlos ausgeliefert. Zudem ist diese Haltung unnatürlich.

Der Rücken wird durch gedrückt. Ein runder Rücken wird auf diese Weise nicht ermöglicht. Durch den schmalen Steg baumeln die Beine nur so herunter, was schlecht ist eine gesunde Hüft-Entwicklung.

Man kann dieses Experiment selber testen. Sitzt Du länger auf einem schmalen Zaun an einer Wand oder in einem Hänge-Sessel? Was ist wohl bequemer?

Face forward mag in Ausnahme-Situationen aber seine Berechtigung haben, z.B. wenn die tragende Person im Rollstuhl sitzt. Dafür eignet sich dann z.B. die Ergobaby Omni 360.

Weiterlesen: Baby richtig tragen und mehr…


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