Tragen

Tragen in Betreuungseinrichtungen – ein Gewinn für alle

Erst beim dritten Kind war mir das Tragen so wichtig, dass ich in unserer Kita gefragt habe, ob es möglich sein würde, dass sie mein Baby in unserer Tragehilfe tragen, wenn sie müde oder quengelig wird. Tragen in Betreuungseinrichtungen sollte generell ein Thema sein. Ich zeige auf, was zu beachten ist.

Zu meiner Überraschung hatte die Kita-Leiterin bereits einige Zeit vor unserer Eingewöhnung Tragehilfen angeschafft. Benutzt wurden diese vermutlich noch nicht so oft. Auf meinen Wunsch, die Kleine in der Tragehilfe zu tragen, gingen sie aber sofort ein und taten es auch. Ich zeigte der Hauptverantwortlichen, wie sie die Tragehilfe anlegt und sie zeigte es dann wiederum den anderen Betreuerinnen – je nachdem, wer gerade im Dienst war.

Rückentragen – Einführung wäre wichtig

Uns so profitierte die Kleine auch in der Kita wunderbar vom Tragen und konnte dort jeweils entspannt einschlafen. Manchmal liessen sie sie drin weil sie nach einer halben Stunde meistens eh wieder wach war, oder sie legten sie ab und manchmal war sie auch beim Spazieren in der Tragehilfe, wobei dort meist der Kinderwagen zum Einsatz kam – war dann für die Erzieherinnen wohl doch einfacher.

Je schwerer sie wurde, desto eher kam auch drinnen der Kinderwagen als Einschlaf-Hilfe zum Einsatz, was offenbar auch gut funktionierte. Ich habe zwar erwähnt, dass man sie längst problemlos auch auf dem Rücken tragen könne, aber vermutlich haben sie sich das nicht zugetraut, mich aber auch nie darum gebeten, es zu zeigen und ich kam von mir aus wohl auch nicht auf die Idee. Deshalb an dieser Stelle: zeigt es den Verantwortlichen in der Kita.

Betreuungs-Personal entsprechend schulen

Sie haben die Kleine immer vorne getragen, obwohl sie ja bei der Eingewöhnung schon 7 Monate alt war. Zwar ist sie kein schweres Kind und schlief maximal 45 Minuten in der Trage aber eine Erzieherin in der Kita ist das Gewicht nicht gewöhnt, weshalb es umso wichtiger gewesen wäre, ihr gleich das Rückentragen zu zeigen.

So hätte sie auch die Hände frei gehabt für andere Aktivitäten und es wäre für sie angenehmer gewesen. Aus Fehlern lernt man… 😉 Man sollte sich auf jeden Fall genug Zeit nehmen für die Schulung, vielleicht sogar mit allen Erzieherinnen nach Feierabend eine Stunde mit Tragehilfen und Puppe(n) üben damit alle sicher sind und sie auch ermutigen, das Gelernte gleich am nächsten Tag umzusetzen.

Das Nonplusultra wäre hier natürlich wenn die Erzieherinnen diverse Tragehilfen testen und ihren Favoriten finden könnten, so können entsprechend 3-4 verschiedene bestellt werden.

Ring Sling oder Onbu als weitere Option für kurze Einsätze

Ich denke, dass nicht nur Tragehilfen, sondern auch Ring Slings eine gute Anschaffung für die Kita wären, werden doch die Neuankömmlinge am Morgen häufig noch eine Weile auf der Hüfte getragen bevor sie “angekommen” und zum Spielen bereit sind.

Der Ring Sling ist schnell angelegt und festgezogen und kann nach dem Absetzen des einen Kindes am Körper bleiben so dass er gleich bereit fürs nächste Kind ist. Auch könnte man mit einem Kind im Ring Sling kurzzeitig ein zweites auf der anderen Hüfte per Hand tragen oder kann gemeinsam mit dem Kind im Sling den Tisch decken o.ä.

In Erwägung ziehen sollte man auch den Onbu, zumindest für Erzieherinnen, die keine Probleme mit dem Gewicht auf den Schultern haben. Die Kinder sind damit noch rascher auf dem Rücken als mit einer anderen Tragehilfe. -> Überblick über die verschiedenen Tragemöglichkeiten

Tragen in Betreuungseinrichtungen – wie gross ist der Bedarf?

Ich bin mir in unserer Kita nicht sicher, wie gross der Bedarf nach Tragen wirklich ist – seitens der Kinder wie auch seitens der Betreuerinnen. Meine Kleine schläft mittlerweile morgens kaum mehr und ist in aller Regel sehr zufrieden in der Kita, so dass ein längeres Tragen nicht mehr nötig ist.

Ich erlebe aber durchaus immer wieder weinende Kinder, gerade um die Mittagszeit herum wenn ich meine Kleine hole und die Kinder gerade vom Spaziergang zurück sind und nacheinander ausgezogen werden und auf die Toilette müssen etc. Es liegt nahe, dass in solchen Situationen wenn die Erzieherinnen auch gerade keine “Hand frei” haben, um das Kind nachhaltig zu trösten, eine Tragehilfe von grossem Nutzen wäre.

Ich denke, je mehr die Erzieherinnen auf Tragehilfen zurückgreifen, desto selbstverständlicher wird deren Einsatz – auch beim Spazieren z.B. Gerade bei noch sehr kleinen Babys unter einem Jahr empfehle ich regelmässige “Tragemomente” (30-60 Minuten pro Halbtag), auch wenn das Kind ansonsten zufrieden wirkt. Das Tragen hat viele Vorteile für’s Kind und reduziert seinen Stresspegel.

Anschaffung – Tragehilfen müssen nicht teuer sein

Die Anschaffung von Tragehilfen muss kein teurer Punkt sein für Betreuungseinrichtungen. Der Secondhand-Markt ist mittlerweile riesig und viele, auch gute, Tragehilfen, sind zu günstigen Preisen erhältlich. Auch lohnt sich bestimmt das Anschreiben der Hersteller und das Fragen nach Rabatt, nicht nur bei einer Bestellung mehrere Modelle, denn nebst Hebammen und Trageberaterinnen sind auch Erzieherinnen Fachpersonal und die Tragehilfen werden von den Eltern gesehen und animiert diese allenfalls zu einem Kauf.

Eltern – Einverständnis einholen

Ob ein Baby oder Kleinkind in der Tragehilfe getragen werden darf, sollte beim ersten Gespräch bereits thematisiert werden, im Sinne von “in unserer Betreuungseinrichtung kommen bei Bedarf auch Tragehilfen zum Einsatz. Quengelige oder müde Kinder beruhigen sich auf diese Weise schnell während die Erzieherin trotzdem noch die Hände frei hat für ein anderes Kind. Auch die wichtige Bindung wird auf diese Weise schneller gefestigt“.

Weitere Vorteile können bei Bedarf erwähnt werden und dann kann man fragen, ob es für die Eltern OK sei, wenn das Kind getragen wird. Eltern, die selber tragen, sind vermutlich begeistert davon, Eltern, die es nicht kennen, reagieren gleichgültig oder sagen vielleicht, dass es nicht nötig sein wird, unsichere Eltern sind vielleicht dagegen weil sie befürchten, dass die Bindung zur Erzieherin dann zu gross werden könnte oder weil sie generell nicht gerne sehen, dass jemand anders ihr Kind (auf dem Arm) trägt, was aber in einer Betreuungseinrichtung schwer vermeidbar ist.

Oder sie fürchten, das Kind werde so zu sehr verwöhnt und wolle dann auch zuhause nur getragen werden (an dieser Stelle sei gesagt, dass das Kind sehr wohl unterscheiden kann, dass die Eltern, Grosseltern und Erzieherinnen jeweils unterschiedlich mit ihm umgehen). Es gibt wenige Eltern, die selber diesen engen Kontakt beim Tragen nicht aushalten. Natürlich sollte man den Wunsch, wie jeden anderen auch, akzeptieren, wenn die Eltern das Tragen ihres Kindes ablehnen.

Vorteile vom Tragen in Betreuungseinrichtungen

  • Bindung wird schneller aufgebaut
  • Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt wird befriedigt
  • Baby/Kind ist zufriedener und beruhigt sich rasch
  • Bei Müdigkeit ist das Einschlafen in der Tragehilfe problemlos
  • Erzieherin hat Hände frei für andere Tätigkeiten und andere Kinder
  • Auf Ausflügen sind diejenigen Kinder auf dem Rücken ohne Aufwand beaufsichtigt (gerade Kinder, die ansonsten gerne wegrennen u/o Gefahren unterschätzen) und ja, auch Lauflinge können noch getragen werden, sofern sie es gut akzeptieren.
  • Siehe auch diesen Beitrag
Tamara Beck

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