Tragen

Tragen in der Schwangerschaft und nach der Geburt

Eines Eurer Themen-Wünsche waren Tragen in der Schwangerschaft wie auch das Tragen nach der Geburt, besonders nach einem Kaiserschnitt. Diese Themen passen prima zusammen, deswegen gibt es heute einen kompletten Beitrag von mir dazu! 🙂 Ich hoffe, ich kann Eure Fragen beantworten.

Zum Tragen in der Schwangerschaft gibt es keine allgemein gültige Empfehlung und auch keine Untersuchungen o.ä. Das Gesetz besagt, dass Schwangere nicht mehr als 5kg regelmässig heben sollten und keine Tätigkeiten ausführen dürfen, bei denen sie gelegentlich mehr als 10kg heben müssen. Das ist aber vor allem für das Arbeitsgesetz relevant.

Kleinkinder wollen getragen werden…

Jede, die bereits ein kleines Kind hat und mit dem nächsten schwanger ist, weiss, wie unrealistisch es wäre, das Kind nicht mehr auf den Arm zu nehmen. Der Alltag ist ohne das Tragen kaum zu meistern. Je kleiner und nähe-bedürftiger das Kind, desto häufiger möchte es getragen werden. Deswegen empfiehlt sich hier wirklich auch die Benutzung eines Tragetuchs oder einer Tragehilfe.

Darin kann das Kind bequem auf dem Rücken getragen werden. Der Beckenboden und die Arme werden anders als beim Tragen auf dem Arm entlastet und die Hände sind frei. Trotzdem sollte man sein Kind nur länger tragen, wenn der Arzt u/o die Hebamme es abgesegnet haben und keine Komplikationen wie Blutungen, vorzeitige Wehen oder Schmerzen vorliegen.

Und natürlich sollte man nicht unbedingt als Trage-Unerfahrene noch in der Schwangerschaft damit beginnen. Idealerweise hat man bereits vorher oft getragen.

Der Körper ist das Tragen gewohnt

Denn es ist so wie auch beim Kraftsport. Was der Körper gewohnt ist, bereitet ihm auch während einer (komplikationslosen) Schwangerschaft keine Probleme. Die meisten Frauen führen ihr Kraft-Training deswegen auch während der Schwangerschaft unter Beachtung gewisser Regeln (keine geraden Bauchmuskeln mehr trainieren nach der 20. SSW z.B.) und unter ärztlicher Kontrolle fort.

Wichtig ist, gut auf Deinen Körper zu hören. Er wird Dir mitteilen, wenn es „zuviel“ ist. Das gilt ganz generell für Stress etc. wie auch für körperliche Belastungen.

Was verändert sich beim Tragen in der Schwangerschaft?

Der Ring-Onbu von Huggyberry.

Erstmal ist je nach Trageweise der Babybauch schlicht „im Weg“. Es empfiehlt sich deswegen, den Hüftgurt entweder tief (also unter dem Bauch) zu schliessen oder ihn gleich weg zu lassen. Viele Tragemütter greifen deswegen gerne zu einem Onbuhimo. Ähnlich, nur zum Binden, wäre der Podaegi.

Bei einigen weiteren Tragehilfen lässt sich der Hüftgurt herausnehmen (Hybrid-Trage) und eine Meh Dai lässt sich inklusive Hüftgurt tibetanisch binden, so dass der Bauch komplett frei bleibt. Dazu hier ein Video von mir:

Dasselbe gilt für das Tragetuch. Hier ist man sehr variabel. Ideale Bindeweisen für das Tragen in der Schwangerschaft sind der Rucksack mit tibetanischem Abschluss, der Double Hammock mit Candy Cane Chestbelt (DH CCCB) oder Lexi Twist. Nachteil bei Bindeweisen ohne Hüftgurt: das Gewicht lastet gänzlich auf den Schultern. Beim Tragetuch empfand ich dies aber nie als so stark wie mit einem Onbu.

Schwangeren-Bindeweisen für den Babybauch?

Kleiner Exkurs: manche Trageberaterinnen bieten die Schwangeren-Bindeweisen für den Bauch an. Dabei bindet man den Babybauch in ein Tragetuch und entlastet so den Beckenboden. Auch wenn es simpel aussehen mag und es auch Video-Tutorials dafür gibt, würde ich empfehlen, es sich nur von einer Beraterin zeigen zu lassen, die den Kurs absolviert hat. Denn bindet man nicht korrekt, kann es unter Umständen auch Schaden anrichten…

Baby im Bauch, Kleinkind auf dem Rücken im Tragetuch. Tragen in der Schwangerschaft.

Ähnlich funktioniert das Taping. Das hat jetzt nichts mit dem Tragetuch zu tun, aber ich wollte es dennoch erwähnen. Meine Hebamme hat mir damit den Bauch während der 3. Schwangerschaft gestützt und es war wirklich sehr entlastend für mich.

Du hast Dein Kind nun also womöglich bis zum Termin noch ab und zu getragen, doch jetzt ist es soweit: das Baby kommt! Wie aufregend und schön… Sicher freust Du Dich schon lange darauf, Dein Baby zum ersten Mal im Tuch oder in der Tragehilfe zu tragen und kannst es kaum erwarten.

Aber die Zeit nach der Geburt soll vor allem ruhig verlaufen. Du sollst Dich ausruhen und das Wochenbett geniessen, während Du und Dein Baby hoffentlich bestens versorgt werdet.

Tragen nach Kaiserschnitt – so klappt es

Gerade wenn Du einen Kaiserschnitt hattest, aber auch wenn die Geburt nicht ganz komplikationslos verlief, Du Blut verloren hast oder Verletzungen davon trägst, solltest Du Deinem Körper jetzt ganz viel Erholung gönnen.

Bereits das Stillen und der Schlafmangel sorgen vermutlich dafür, dass Du Deine ganzen Kräfte brauchst. Dennoch fragst Du Dich bestimmt, wann Du Dein Baby endlich tragen darfst, vor allem wenn es sich anders oft nicht beruhigen lässt.

An dieser Stelle sei gesagt, dass auch der Papa, die Grosseltern, Tante etc. durchaus Dein Baby tragen können bis Du fit genug dafür bist. Wenn Dein Arzt und Deine Hebamme aber ihr Einverständnis geben, darfst Du es vielleicht bereits im Spital versuchen. Du wirst ohnehin Dein Baby immer wieder hoch nehmen müssen, spätestens wenn Du alleine mit ihm zuhause bist.

Starte mit kurzen Trage-Momenten und steigere langsam

Ich rate Dir, erst mal nur kurze Trage-Momente einzubauen, um Dich nicht zu überfordern. Dein Kreislauf ist vermutlich auch noch nicht auf der Höhe. Wie wäre es mit einem kurzen Spaziergang von 20 Minuten an der frischen Luft? Danach kannst Du langsam steigern, z.B. indem Du Dein Baby 2x am Tag kurz trägst.

Kleiner Tipp am Rande: nimm unterwegs mit dem Auto definitiv lieber Dein Baby in die Tragehilfe oder den Ring Sling anstatt, dass Du die schwere und unhandliche Baby-Schale schleppst!

Wie auch beim Tragen in der Schwangerschaft, gilt: hör‘ auf Deinen Körper. Du selbst merkst am ehesten, wann und wie lange Dir das Tragen gut tut. Beim Kaiserschnitt gilt es zu beachten, dass nichts auf deine Narbe drückt und Du keine Schmerzen hast.

Ähnlich wie beim Tragen in der Schwangerschaft empfiehlt es sich, den Hüftgurt weit oben zu binden, aber das wirst Du richtigerweise sowieso, weil Dein Baby auf Kopfkuss-Höhe sitzen soll… Ohne Hüftgurt geht z.B. das Tragen im Ring Sling prima, sowie jede Bindeweise, die Du hinten oder seitlich knoten kannst wenn Dein Tuch lang genug ist…

Falls das Tragen für Dich neu ist, mach‘ am besten einen Termin bei einer Trageberaterin. Sie zeigt Dir, genau, wie Du das Tragetuch binden kannst oder stellt Dir verschiedene Tragehilfen vor. Mit Kaiserschnitt-Narbe möchtest Du z.B. vermutliche eine Tragehilfe mit besonders weichem Hüftgurt…

Tandem-Tragen als Möglichkeit…

Wenn Dein älteres Kind noch klein ist oder es gewohnt war, oft von Dir getragen zu werden, möchtest Du ihm das vielleicht auch bzw. erst recht nicht verwehren, wenn das Baby da ist. Das Baby „nimmt“ Deinem Kind ja bereits viel weg. Ständig darf es bei Mama kuscheln, bei ihr schlafen und wird womöglich auch ganz oft gestillt.

Natürlich wird sich in der ersten Zeit der Papa oft um Dein „grosses“ Kind kümmern und es vielleicht auch häufig tragen. Aber später kommst auch Du als Mama wieder in den Genuss. Selbstverständlich kannst Du gelegentlich Dein Baby im Kinderwagen schieben und das grosse Kind auf dem Rücken tragen.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, beide Kinder zu Tragen. Lies meinen Beitrag über das Tandem-Tragen und lass Dich inspirieren!

Hast Du noch Fragen oder eigene Tipps? Wenn ja, melde Dich gerne, dann werde ich meinen Artikel noch ergänzen.

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Tamara Beck

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