Da ich stets relativ schnell schwanger wurde, habe ich mich nie mit alternativen Verhütungs-Methoden auseinandergesetzt. Mir war NFP (Natürliche Familien-Planung) ein Begriff, nicht aber NER. Ich wollte es genauer wissen und befragte Caroline Külling dazu, die Kurse zum Thema anbietet.
Caroline Külling: NER heisst ausgeschrieben: Natürliche Empfängnisregelung. Dabei geht es nicht um Verhütung, sondern um die Regelung der fruchtbaren und unfruchtbaren Zeit. Der Ursprung von NER ist Dr. med. Josef Rötzer, Gynäkologe aus Vöcklabruck in der Nähe von Wien, der 1951 angefangen hat, am Zyklus der Frau zu forschen. NFP ist ca. 40 Jahre später aus NER entstanden. Es hat sich eine Gruppe von NER entschieden, einen eigenen Weg zu gehen. Die Sicherheit der beiden Methoden ist nahezu identisch.
NER eignet sich für alle, die sich mit dem weiblichen Zyklus auseinander setzen wollen.
Für wen eignet sich NER?
Für alle Frauen und Paare, die sich mit ihrem eigenen Körper und dem Wunderwerk des weiblichen Zyklus auseinander setzen wollen. NER kann sowohl in Zeiten mit Kinderwunsch, ohne (aktuellen) Kinderwunsch, in der Stillzeit und auch der Menopause angewendet werden.
Wissen und Sicherheit rund um den weiblichen Zyklus
Was wird in den Kursen über NER vermittelt?
Wir erklären alle Vorgänge im weiblichen Körper, die wichtigsten Zyklus-Hormone, natürlich den Aufbau des Zyklus selbst, und zeigen, wo der Zervix-Schleim entsteht. Wir geben den Teilnehmern so viel Wissen und Sicherheit mit nach Hause, dass sie am nächsten Tag starten können mit den ersten eigenen Beobachtungen.
Aufwachtemperatur messen und Zervix-Schleim beurteilen. Mehr braucht es nicht.
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Wie oft muss Frau bei NER protokollieren und wie muss sie ihren Körper beobachten bzw. was muss sie messen?
Alles, was es für eine auswertbare Kurve braucht, ist, täglich die Aufwachtemperatur zu messen und bei jedem Toiletten-Gang den Zervix-Schleim zu beurteilen. Diese Beobachtungen trägt man dann ins Zyklusblatt bzw. in die App ein. Das ist alles 😊. Geht mal an einem Tag die Beobachtung vergessen, ist das nicht schlimm. An diesem Tag ist dann zwar eine Lücke, aber der Zyklus ist trotzdem auswertbar. Zu viele fehlende Beobachtungs-Tage sollten es allerdings nicht sein.
Das Buch, einen analogen Thermometer und Zyklus-Blätter. Die App kann benutzt werden, muss Frau aber nicht.
Der weibliche Zyklus wird von vielen Faktoren beeinflusst. Trotzdem funktioniert er bei manchen wie ein Ührchen, bei anderen ist er sehr chaotisch. Woran liegt das?
Ganz einfach, Frauen sind keine Computer. Manche Frauen sind einfach anfälliger auf äussere Einflüsse.
Was sind die Hauptfaktoren, die sich auf den Zyklus auswirken?
Zeitverschiebungen, Stress, zu viel Licht im Schlafzimmer, zu wenig Schlaf, Kleidung, Hygiene.
Das Stillen hat einen grossen Einfluss auf den Zyklus.
Stillen und der weibliche Zyklus
Was für einen Einfluss haben eine vorangegangene Geburt u/o das Stillen auf den Zyklus?
Der erste Zyklus nach der Geburt dauert ganz unterschiedlich lange. Dabei hat auch das Stillen einen grossen Einfluss. Manche Frauen sind sehr früh im normalen Zyklus-Geschehen zurück. Andere haben wenige bis auch viele Monate keine Blutung. Nach der Geburt und in der Stillzeit gelten deshalb spezielle, vereinfachte Regeln, bis zur ersten Menstruation. Bei manchen Frauen verändert sich nach der Geburt auch die Zyklus-Länge. Und bei anderen bleibt alles beim Alten.
Gibt es (nicht hormonelle) Mittel, die den Zyklus beeinflussen können, falls eine Frau bspw. länger stillt, aber gerne wieder schwanger werden möchte? Oder falls Frau den Zyklus wegen Ferien o.ä. „verschieben“ möchte?
Nein gibt es nicht. Wir empfehlen, mit einer neuen Schwangerschaft abzuwarten, bis das Kind 1 Jahr alt ist. Denn durch die neue Schwangerschaft kann die Muttermilch sich rasch zurück bilden, obwohl das Kind im ersten Lebensjahr noch darauf angewiesen ist. Ab dem ersten Geburtstag kann nächtliches Abstillen manchmal helfen, das Anlaufen des Zyklus zu unterstützen. Bei manchen reichen auch nur 1-2 Nächte ohne Stillen für den entscheidenden Schubs.
Zyklus und Monatshygiene
Bei Mens-Beschwerden kann das Überdenken der Monatshygiene eine gute Möglichkeit sein.
Vielen Frauen helfen die Zyklus-Aufzeichnungen, um die körperlichen Vorgänge und sich als Frau besser zu verstehen. Bei Mens-Beschwerden kann das Überdenken der eigenen Monatshygiene eine gute Möglichkeit sein. Grad bei Krämpfen empfehlen wir sehr gerne die Menstruationsstasse. Es gibt auch eine Palette an pflanzlichen Möglichkeiten die man, je nach Beschwerden, ausprobieren kann. Jedoch muss dies immer individuell angeschaut werden, um das passende zu empfehlen.
Was für ein Verhältnis hast Du zum weiblichen Zyklus?
Ich finde ihn grandios, etwas Wunderbares. Und ich kann nicht verstehen, dass die westliche Welt davon kaum was hören möchte.
Vielen Dank für das Interview, liebe Caroline! Mehr Informationen über NER gibt es auf iner.org. Caroline betreibt zusammen mit ihrer Tochter Rebekka frauzufrau.
Bilder: zVg / Caroline Külling
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