“Bevor mein erstes Kind zur Welt kam, war ich überzeugt davon, stillen zu wollen und ich war auch sicher, dass dies bei jeder Frau problemlos klappt. Also auch bei mir. Ich fiel aus allen Wolken, als das Stillen nach der Geburt das mit Abstand Schlimmste war. Es schmerzte immer mehr, die Brustwarzen waren innert weniger Stunden “hinüber“, blutig, rissig.
Ich musste abpumpen, konnte lange nicht mehr stillen und dann nur mit Hütchen. Anfänglich musste ich zufüttern weil ich zuwenig Milch produzierte. Und es brauchte 3 Besuche beim Osteopathen, bis mein Sohn einigermassen trank. Und das ohne nach 2-3 Schlucken sofort einzuschlafen und gleich nach dem Weglegen wieder aufzuwachen.
Das Stillen schmerzte noch lange…
Ich bekam von meiner Hebamme allerlei Hilfsmittel (Salben, Globuli, Schüssler Salze, Lasertherapie, Behandlung gegen Soor etc. pp). Der Heilungsprozess war mühsam, das Abpumpen dauerte, zusätzlich musste ich dauernd Fläschchen auswaschen und -kochen, das Stillen schmerzte noch lange… Der Baby Blues tat sein übriges. Ich weinte ständig, war oft genug kurz vor dem Aufgeben, mein Mann war ebenfalls fix und fertig, aber ich biss mich wider alle Umstände durch, besuchte mehrere Stillberaterinnen, war oft im Spital um zu Lasern.
Nach einigen Wochen wurde es besser, nach Monaten konnte ich die Stillhütchen weglassen und wir konnten endlich unsere Stillbeziehung geniessen. Der Weg dorthin war lang… Leider liess ich mich nach neun Monaten, als aus unerklärlichen Gründen wieder eine Warze rissig und blutig wurde und schmerzte, von meiner damaligen Hebamme davon überzeugen, langsam abzustillen. Wir stillten da noch viel…
2. Baby – ähnlich mieser Start, schnellere Besserung
Beim zweiten Kind erhoffte ich mir einen besseren Start, doch weit gefehlt. Es passierte genau dasselbe und ich hatte mir vor den Festtagen auch schon die Abstilltabletten beim Frauenarzt geholt weil ich 1. nicht nochmal dasselbe durchmachen wollte (die Geburt war dagegen ein Kaffeekränzchen) und 2. auch nicht konnte weil da ja noch ein Geschwisterkind war. Gottlob verheilten die Wunden schneller, ich konnte bald vom Zufüttern auf ausschliesslich Stillen wechseln (ich habe heute noch Muttermilch im Tiefkühler 😀 und nach einigen Milchstaus, dem baldigen Weglassen der Hütchen und 2 Besuchen beim Osteopathen war der Spuk vorbei.
Heute geniesse ich seit 18 Monaten eine wunderschöne Stillbeziehung mit meiner Tochter, die wir hoffentlich noch lange gemeinsam geniessen werden (Nachtrag: es wurden 4,5 Jahre Stillzeit und aktuell 16 Monate mit meiner Jüngsten).
Viele, ja eigentlich alle, auch die Stillberaterinnen, rieten mir nach dem ersten Kind bald zum Abstillen weil sie sahen, dass ich am Ende war, aufgelöst, labil, am Boden. Aber sowas von… und dass meine Familie darunter litt. Ich war stur wie noch nie in meinem Leben. Ich kann selber nicht erklären, weshalb ich nicht einfach die “einfachere” Methode wählte. So ein Fläschchen hat ja auch seine Vorteile. Aber ganz tief in meinem Innern sträubte sich alles vehement dagegen. Und dieser Wille in mir, zu stillen, der war stärker als alles andere.
Viele Frauen haben einen schweren Stillstart
Und dank zweier toller Nachsorgehebammen, die mich im Wochenbett betreuten, konnte ich damals und kann ich heute stillen. Nie werde ich das vergessen.
Leider bin ich nicht die einzige, die solche Probleme hatte. Vielen Frauen geht es ähnlich, wenn auch weniger extrem; ich bin auch sehr schmerzempfindlich und hatte nach beiden Geburten ausgeprägte Heultage. Ich verstehe jede, die das Handtuch wirft, weil ich weiss, wie hart es sein kann. Aber ich unterstütze auch liebend gerne jene, die trotzdem weiter stillen möchten. Im Rückblick war es eine kurze, wenn auch arg schlimme Zeit. Aber sie war bald vorbei. Und das Geschenk, das ich dafür bekam, ist unbezahlbar.”
Wer hier ebenfalls von seiner ganz besonderen Stillgeschichte berichten mag, der sei herzlich willkommen, sich an mich zu wenden.
Mein Erfahrungsbericht wurde auch bei Nestling publiziert.