“Sie trank, als hätte sie davor nie etwas anderes getan”

Stillende Mama
Stillende Frau auf der Strasse
Foto: Victoria Giger

Im Spital sagte man ihr, sie habe “nicht die optimalen Brustwarzen zum Stillen”. Die Unterstützung fehlte. Im Wochenbett klappte es dann mit Stillhütchen. Trotzdem wurde ihr erst mal geraten, regelmässig abzupumpen. Irgendwann waren die Hütchen nur noch nervig und sie beschloss, diese wegzulassen, was prima klappte. Seit 16 Monaten geniesst Victoria Giger nun ihre Stillzeit. Sie erzählt:

“Am 18.10.2016 um 14.20 Uhr durfte ich endlich mein zweites Kind, meine kleine Tochter Sofia in die Arme schliessen.
Anfangs, wollte ich auf gar keinen Fall stillen, ich konnte mir einfach nicht vorstellen das es mir passen wird, oder ob ich damit zurecht komme das ein kleines Wesen an meiner Brust saugt.
Beim ersten Kind hatte das Stillen leider mangels Unterstützung und besseren Wissens nicht lange geklappt. Es tut mir heute noch sehr leid, dass ich damals nichts von der La Leche League wusste.

Ich wollte unbedingt stillen!

Nun ja, es kam anders als erwartet, als sie mir nach der Geburt auf die Brust gelegt wurde, kam in mir plötzlich der Mama Instinkt auf -> ich wollte unbedingt stillen!

Ich habe mir die Sache allerdings leichter vorgestellt als es war. Sie konnte laut Aussage der Hebamme meine Brustwarze nicht richtig „packen“. „Frau G. Sie haben nicht die optimalen Brustwarzen zum Stillen“, wurde mir gesagt. Ich muss dazu sagen, ich war viel alleine mit ihr, sprich, ich bekam nicht wirklich Unterstützung im Spital. Umso besser dachte ich, ich bringe sie schon an meine Brust. Sie hat den ganzen Tag nur ganz schleppend an der Brust getrunken, die Hebamme meinte aber trotzdem, sie mache ihr ein Fläschchen mit Pre-Nahrung, ich war etwas verwundert aber ich wollte ja das mein Kind etwas im Magen hat.

“Da war mir klar, ich kann einfach nicht stillen”

Am nächsten Tag das selbe Spiel von vorne, sie dockte nicht richtig an, fing an zu schreien, da war mir klar: ich kann einfach nicht stillen. Ich fing an abzupumpen, Tag und Nacht. 2 Tage nach der Geburt wollte ich einfach nur noch nach Hause, ich mein, eine Flasche kann jeder zubereiten, dachte ich.

Zuhause angekommen, pumpte ich wieder ab, mein Mann gab ihr das Fläschchen, am späten Nachmittag kam die Mütterberatung, von der bekam ich Stillhütchen ans Herz gelegt, und siehe da: Es funktionierte! Ich hab mich hin gesetzt und zum ersten Mal meine Tochter ganz alleine gestillt, ich war so verliebt!

Ich pumpte weiterhin ab, da die Mütterberatung das so sagte, es sei angeblich besser! Alle 4 Stunden pumpte ich ab, stillte meine Tochter, pumpte ab und so ging es 3-4 Wochen lang. Irgendwann war ich mit den Kräften am Ende, alle 4 Stunden den Wecker zu hören, meinen Grossen wieder zum schlafen zu bringen, meine kleine Tochter zum Einschlafen zu bringen damit ich abpumpen kann, die Stillhütchen richtig platzieren, ich konnte nicht mehr! Ich wendete mich an die La Leche League, die ich aus der Facebook-Gruppe „Stillen Schweiz“ kannte, da gab mir die liebe R. tolle Tipps.

Glaubt an Euch!

Ich hörte mit dem Pumpen auf, und stillte meine Tochter nur noch mit den Hütchen, 2 Wochen lang. Aber ehrlich gesagt hatte ich keinen Bock mehr darauf, ständig diese Hütchen mitzunehmen, sie richtig zu platzieren etc… ich legte die Hütchen zur Seite und versuchte es ohne, sicher 3 Stunden lang. Ich versuchte jede Position, jede Haltung, mein Mann wollte ihr schon eine PRE Nahrung zubereiten, da gab ich ihr die Brust im C-Griff in den Mund, drückte die Brustwarze etwas zusammen um ihr zu zeigen, dass da etwas raus kommt. Und siehe da: Sie packte die Brust und trank. Als hätte sie davor nie etwas anderes gemacht.

Aktuell stillen wir seit 16 Monaten immer noch oft, obwohl sie vom Tisch mit isst 🙂 Liebe Mamas, glaubt an euch! Man kann alles schaffen, wenn man ganz stark daran glaubt! ♥️”

Liebe Victoria, vielen Dank für Deine Erfahrung! Es ist immer wieder traurig, zu erleben, wie wenig Unterstützung noch heute viele Frauen im Wochenbett erfahren und was für falsche Ratschläge sie oft erhalten.
Erst durch ihre Eigeninitiative und ihren starken Willen und Glauben konnte Victoria voll stillen.
Ich wünsche ihr noch viele schöne Stillmomente mit ihrer Tochter! <3 

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